Was sagt der Ehrenbürger der Stadt Dinkelsbühl, der Ehrenvorsitzende der CSU und ehemalige Stadt- und Kirchenrat, Herr Wenzel Hammerl zu dem Bauvorhaben?

In den neunziger Jahren stand auch Dinkelsbühl vor großen Herausforderungen. Deutschstämmige Bürger aus Russland, Polen, Armenien und dem Kosovo, später auch aus der DDR, konnten nach Deutschland ausreisen. Zuletzt waren es bis zu 800.000 Menschen im Jahr. Auch Dinkelsbühl war gefordert. Wir hatten 4 Übergangswohnheime, eines davon baute die kath. Kirche am Samuel-von-Brukenthal-Platz mit Zuschüssen der Regierung, erschlossen vom Neunmorgenweg. Diese Wohnungen bestehen heute noch. Vor Ort betreut wurden die Wohnheime von der Stadt und den Kirchen.
Damals war ich Stadtrat und Kirchenrat und wurde beauftragt, als Sozialreferent diese Aufgabe zu übernehmen. Mit Freude und Leidenschaft nahm ich diesen Auftrag an. Zusammen mit dem Stadtrat, mit Bürgermeister Dr. Walchshöfer und später mit Oberbürgermeister Otto Sparrer und den Kirchen bewältigten wir diese Herkulesaufgabe. Wir besorgten Wohnungen über die Stadt, über die Baugenossenschaft und privat, vermittelten Arbeit in den Firmen im Landkreis und betreuten die Spätaussiedler. Wöchentlich besuchte ich die  4 Heime und besprach mit den Leuten ihre Probleme.
Die Menschen, die in Dinkelsbühl blieben, konnten wir gemeinsam gut integrieren und das alles ohne Hilfe von außen.
Bei dem Bau des Übergangswohnheims war uns klar, dass man auf der Restfläche eine Begegnungsstätte für Jung und Alt errichten könnte. Es gab ja keine Zufahrt mehr zu dem Grundstück!
Wie die jetzigen Verantwortlichen von Stadt und Kirche auf die Idee kommen, dort einen Wohnklotz zu errichten, ist mir unbegreiflich. Es war doch vorauszusehen, dass sich dadurch sozialer Unfrieden breit macht.
Die Stadt hat bis heute kaum bezahlbaren Wohnungen neu geschaffen, im Gegenteil. Darüber wurde ja schon viel geschrieben. Nur ein Beispiel: Unser Altenheim in der Hospitalanlage, das Haus B musste als Altenheim 1990 geräumt werden, weil die Stadt beschloss, das ganze Haus für das Museum auszubauen. Die Stiftungsaufsicht unter Direktorin Frau Holzberger hat in einem Schreiben vom 24. 4. 1991 an die Stadt mitgeteilt "Hauptzweck der Hospitalstiftung ist die Unterhaltung des Altenheims." Das Museum kam dann ins Alte Rathaus. Ich stellte als Altenheimreferent im Stadtrat Anträge, das leer stehende Gebäude Haus B zu altersgerechten Wohnungen und als Tagespflege auszubauen.
Nun steht es seit 18 Jahren leer und man spricht dauernd von fehlenden Sozialwohnungen und sozialen Einrichtungen. - Ist das nicht ein Skandal?
"Sozialer Unfrieden beruhigt sich nicht mehr" stand in der FLZ nach einer Stadtratssitzung. Ich verstehe es überhaupt nicht, dass der OB und die Mehrheit im Stadtrat der Kirche als Besitzer eines Restgrundstückes ohne Zufahrt den Bebauungsplan ändern will. Noch dazu planen Stadt, kath. Kirche und Investor (GBI AG) eine Zufahrt auf städtischem Grund und die Anlieger werden dadurch nachweislich schwer belastet.

Die Kirchenverwaltung lehnt eine Zufahrt auf ihrem Grundstück strikt ab, weil dort die Mieter ihrer bestehenden Wohnungen belästigt werden könnten. Für mich unbegreiflich!
Dass die betroffenen Bürger sich zusammenschließen und Beschwerde einlegen, ist für mich voll nachvollziehbar. Deshalb stehe ich persönlich auf der Seite der Betroffenen und wünsche ihnen weiterhin Mut und Kraft.

Daher meine Stimme beim Bürgerentscheid am 10. Juni 2018
ein "JA" für die Bürgerbewegung!


Ich, als CSU Ehrenvorsitzender und als aktives Mitglied der kath. Ortskirche, bin tieftraurig und leide sehr unter den Zuständen von heute. In meiner 30-jährigen Stadtrats- und Kirchenratstätigkeit war ich nie so enttäuscht wie heute. Unter den Bürgermeistern Schenk, Dr. Walchshöfer und Sparrer und den Stadtpfarrern Kranzfelder und Dr. Möslang gab es natürlich auch hin und wieder Meinungsunterschiede, die aber beigelegt wurden ohne Spuren großer Enttäuschungen zu hinterlassen.
Dabei wäre doch eine Lösung dieses Problems ganz einfach. Die Stadt hat einen Bebauungsplan (Gaisfeld IV) präsentiert. Dort ist Platz für 600 neue Wohneinheiten (Lesen Sie dazu Artikel in der FLZ). Wir brauchen bezahlbare Wohnungen. Die sog. Stiftung kann doch von der Stadt einen Bauplatz kaufen und dort ihre 24 Wohnungen bauen. Noch wichtiger ist aber, dass die Stadt selbst sozial geförderte Wohnungen baut. Die Stadt ist ja schließlich dafür zuständig und verantwortlich, dass für die Bedürftigen bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird.
Wer trägt die Schuld daran, dass das Bauamt laut OB Hammer "überlastet" ist? Warum ist der Stadtbaumeister, Herr Göttler, wirklich gegangen (FLZ 2. 11. 2017)?
Eigentlich haben wir ja auch einen Stadtrat, der bei den Entscheidungen über eine Mehrheit verfügt und ganz besonders den Bürgern gegenüber verpflichtet ist und nicht vorrangig dem OB.
Nur wenn die Verantwortung bei der Stadt liegt, kommen die wirklich Bedürftigen zum Zug. Da habe ich jahrelange Erfahrung als Sozialreferent und mir kann da keiner etwas vormachen!
Wir könnten dort auf der grünen Wiese eine soziale Tat einbringen ohne Streit und Beleidigungen, so wie es von der damaligen Kirchenverwaltung unter Stadtpfarrer Dr. Möslang vorgesehen war:
"Einen Platz der Begegnung für Jung und Alt zu schaffen"; den könnte man dann "Platz des Friedens" nennen.
Die Kirche würde dadurch nicht in finanzielle Not geraten.

Der Katholikentag in Münster, der vor einigen Tagen zu Ende gegangen ist, stand unter dem Leitwort "Frieden suchen".

              Redebeitrag der Bürgerbewegung zur Informationsveranstaltung am 23. 5. 2018

Sehr geehrte Damen und Herren!

Alles begann Anfang Juni 2017!
Aus der FLZ erfuhren wir von einem Bauvorhaben von enormen Ausmaßen vor unserer Haustüre. Der Bauausschuss hatte einen Bau mit 26 Wohnungen des öffentlich geförderten Wohnungsbaus genehmigt von den Ausmaßen her wuchtiger als unser Hallenbad.
In den folgenden Wochen war es leider nicht möglich, durch Kompromissvorschläge unsererseits zu einer tragfähigen Lösung zu kommen. Außer, dass die Zahl der Wohnungen um zwei reduziert wurde.

Wir mussten erstens eine mangelnde Kompromissbereitschaft bei den übrigen Akteuren feststellen: z.B. weniger massiges Gebäude; kein Flachdach, sondern ein an die Umgebung angepasstes Satteldach; oder - die Kirche verkauft nur einen Teil der Wiese an den Investor.

Als nächstes bekamen wir nur irritierende und vage Informationen, was die zukünftige Bebauung angeht:
Beispiele:
Die bildlichen Darstellungen, die bisher von der Stadt und dem Investor veröffentlicht wurden, entsprechen bis heute nicht der Wirklichkeit;
die Zahl der bedürftigen Wohnungssuchenden schwankte je nach Auskunftgeber zwischen 150 und mehreren hundert;
ein Bauantrag wurde gestellt – so Auskunft „Blickpunkt“ bzw. wurde nicht gestellt, so die Auskunft der GBI AG, des eventuell zukünftigen Bauherrn.

Wir mussten eine fehlende Aufgeschlossenheit für andere Alternativen, die wir ins Gespräch brachten, feststellen:

z.B. eine andere Straßenzufahrt vom Neunmorgenweg, die auch möglich wäre.

Am schlimmsten aber empfanden wir die gefühlte Ohnmacht gegenüber dem dominanten Auftreten der Vertreter der Stadt und der kath. Kirche. Wir hatten zu keiner Zeit das Gefühl, dass unsere Bedenken und Fragen ernst genommen werden;

unsere vielen Fragen wurden bis jetzt nicht vollumfänglich beantwortet.

Diese vier genannten Punkte waren die Hauptmotive einen Fachanwalt einzuschalten. Er und wir sahen als einzige Chance, Gehör zu finden, in einem Bürgerbegehren und einem Bürgerentscheid.
Nachdem das Bürgerbegehren aufgrund einer umstrittenen Empfehlung des Land-ratsamtes am 20. Dezember 2017 vom Stadtrat mit großer Mehrheit abgelehnt worden war, reichten wir vor dem Verwaltungsgericht Ansbach Klage dagegen ein. Gleichzeitig waren wir gezwungen, einen Eilantrag zu stellen, der der Stadt und dem Bauherrn, der GBI AG, jede weitere Planung zu diesem Projekt untersagt.
Der Eilantrag war erfolgreich!
Wer weitere Einzelheiten dazu wissen möchte, den verweise ich auf unseren Informationstag am Sonntag, den 3. Juni 2018 von 11:00 bis 17:00 Uhr am Brukenthalplatz.
Dazu später noch mehr.

Auch nach der für uns positiven Entscheidung des zuständigen Richters Dr. Heinold, waren wir immer noch bemüht, mit Ihnen, Herr Dr. Hammer, und mit Ihnen, Herr Stadtpfarrer Maurer, in ein konstruktives Gespräch zu kommen.
Ich verweise Sie auf den Ihnen bekannten Brief von Frau Ritter.

Wann endlich öffnet sich Ihre Politik, Herr Dr. Hammer, in Richtung echter Bürgerbeteiligung, die über eine rein formelle Bürgerinformation hinausgeht?
Erkennen Sie immer noch nicht das wiederholt geäußerte tiefe Bedürfnis eines ausgewogenen Bürgerdialogs auf Augenhöhe?


Wider allen Verleumdungen, Anfeindungen und gegenteilige Behauptungen der
letzten 12 Monate betone ich hier noch einmal ausdrücklich:

Wir sind nicht gegen öffentlich geförderten Wohnungsbau an diesem Platz, wir sind lediglich gegen die überdimensionierten Ausmaße dieses geplanten Betonklotzes, um nicht zu sagen Monsterbaus!

Bei der letzten Veranstaltung hier im Schrannensaal fiel auch der Begriff "Heimat". Mit diesem Begriff können wir uns identifizieren, das können wir unterstreichen. Der Brukenthalplatz ist unsere Heimat! Auf diesem Platz tanzt nicht der Bär und es gibt auch keine Stadtführungen dorthin.
120 Schulkinder nützen jedoch täglich diesen Schulweg, um gefahrlos in die Schule zu kommen. Kinder spielen mit ihren Eltern und Großeltern auf dem Platz. Dieser ist übrigens der einzige autofreie Platz im gesamten Hoffeld und Königshain. Sie spielen am Brunnen und auf der Schaukel, sie fahren Fahrrad, dort wo eine Straße entstehen soll.
Alle Anwohner haben ihre Schlafzimmer zum Brukenthalplatz, viele davon arbeiten nur Nachtschicht.

Der Platz ist Heimat für alle Anwohner. Hier leben ganz normale Bürger, die nach Aussage des Vorsitzenden der Heimatvertriebenen im Landkreis Ansbach ihre Heimat verteidigen. Originalzitat: "Das, was ihr tut, ist Heimat verteidigen."

In dem für das Baugebiet Königshain erstellten Gutachten unterstreicht der Städteplaner Peter Breitling die Bedeutung des Areals. Dieses Areal gehört zu einer vom Stadtpark bis zum Radwanger Weiher reichenden "Grünen Lunge" für alle Bewohner und Besucher dieser Stadt.

Diese wollen Sie, Herr Dr. Hammer, zerstören, während für das Baugebiet Gaisfeld III an der Ernst-Schenk-Str. eine mit über 3000qm großzügig bemessene Ausgleichs-fläche bzw. Grünfläche mit optimaler Straßenanbindung frei bleiben soll.
Zudem befürchten wir, dass die am Brukenthalplatz gepflanzten mittlerweile 35 Jahre alten Bäume und Sträucher ihrer geplanten Baumaßnahme zum Opfer fallen werden.

Sowohl der Brukenthalplatz als auch die dahinter liegenden Wiese der kath. Kirche war nie Gegenstand einer solchen Bebauung.
Darüber bestand bei allen politischen Entscheidungsträgern und bei allen Vertretern der kath. Kirche vor Ihnen Einigkeit, weil es sich hier um ein Inselgrundstück handelt.
Kein Bürgermeister, kein Stadtpfarrer und keine Kirchenverwaltung vor Ihnen wäre auf die Idee gekommen, dieses gut durchdachte Konzept des Städteplaners Peter Breitling für die dort lebenden Menschen zu zerstören.
So auch die Aussage des Ehrenbürgers der Stadt Dinkelsbühl, des ehemaligen Kirchenvorstandes und Stadtrates und Ehrenvorsitzenden der CSU von Dinkelsbühl, Herrn Wenzel Hammerl, der vielen von Ihnen sicherlich bekannt ist.
Herr Hammerl hat uns seine schriftliche Stellungnahme zugeleitet, in der er die geplante Bebauung entschieden ablehnt (siehe oben!).

Nicht mehr eingehen möchte ich auf die Rolle der Moses-Mendelssohn-Stiftung bzw. des eventuell zukünftigen Bauherrn, der Gesellschaft für Beteiligungen und Immobilienentwicklung, abgekürzt GBI AG, ein Beteiligungsunternehmen der Moses Mendelssohn-Stiftung, organisiert als Aktiengesellschaft, die als Investor auch Luxushotels baut.
Wer Fragen zu dem ganzen Themenkomplex hat, möchte bitte die Infoveranstaltung am 3. Juni am Brukenthalplatz besuchen. Vor Ort lässt sich alles besser zeigen und erklären. Nebenbei bemerkt: Eine Ortsbesichtigung zusammen mit den Anwohnern wurde bis jetzt sowohl von der Stadt wie auch von der katholischen Kirche abgelehnt.

Meine Damen und Herren, liebe Mitbürger,
nutzen Sie bitte, zahlreich die von uns angebotenen Informationsmöglichkeiten am Sonntag, den 3. Juni 2018 von 11 - 17 Uhr.
Treten Sie ein in einen Dialog mit uns und stimmen Sie mit JA für den Erhalt des Platzes und für maximal 12 Wohnungen und damit letztendlich auch für den sozialen Frieden in DKB.


Zum Schluss möchte ich aus einem Artikel den Städteplaner Oliver Prells wie folgt zitieren:
„Einfügen statt Dominieren. Ein Bauwerk, das seine Nachbarschaft durch
Dominanz- Sei es durch Größe, durch Formgebung oder Farbe – in den Schat-ten zu stellen versucht, zerstört in der Regel den baulichen Zusammenhang“.


Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

i.A. der Bürgerbewegung

Gerlinde Rattelmüller

Verlorenes Paradies . . . .

......ein Schlager von Vicky Leandros, den ich heute Morgen im Radio gehört habe. Man mag diesen Schlagertext als kitschig abtun, doch im Kern trägt er wahre Aussagen.
"Ob die Erde auch morgen lebenswert bleibt, liegt an uns ganz allein."
Warum ich das zitiere?
Mit der Erstellung des Monsterbaus vor unserer Tür geht ein großes Stück dieses Paradieses für uns Anwohner verloren. Um den Bau zu ermöglichen, muss erst in größerem Stil abgeholzt und gerodet werden, dann wird eine riesige Baugrube ausgehoben.
Tagelang werden Schwerlastwagen den Platz und die anliegenden Straßen durchqueren. Kanal und die Stromleitungen müssen verlegt werden. Anschließend werden die Betonlaster sich durch die engen Straßen unseres Wohnviertels quälen ... Abgesehen vom Schmutz, Lärm und der drangvollen Enge wird dann, wenn das Haus steht, nichts mehr so sein wie es war. Ein verlornes Paradies für viele Menschen, für ältere Leute, für Kinder und Menschen, die Ruhe und Erholung suchen.

"Sagt, wer baut Städte ohne Sinn, wo sind die Schmetterlinge hin? .......
Ein kleines Lied ......für das verlorne Paradies, für unsre Wälder, unsre Felder,
Unsre Wiesen , unsre Seelen.........
Wie schön und wie friedlich könnte diese Welt sein.
Ob die Erde auch morgen liebenswert bleibt, liegt an uns ganz allein......"

Ich wende mich mit diesem Appell an alle, die diese Homepage lesen und vor allem an diejenigen, die Verantwortung tragen.
Wir Bürger sind in dieser Beziehung leider entmachtet.
Unterstützt uns bitte!


KIM

Wenn Sie den Link in Ihren Browser kopieren, können Sie das Lied anhören:

https://www.youtube.com/watch?v=L-RSYhm9CCc


Gereimtes und Ungereimtes

Monsterbau

Wie war es doch vordem
in Dinkelsbühl recht angenehm.
Wir leben bis jetzt noch friedlich geeint,
solange die Sonne in unsere Gärten scheint.
Doch da kommt unversehens ein Investor mit einem Plan,
Kirche und Stadt sind davon angetan.
Der bietet ihnen schöne Bilder, Hausbau und Geld,
ganz schnell wird er zum großen Held.
Rasch gibt´s für den Bau grünes Licht,
Form und Größe interessieren nicht.
Dafür erhält man riesige Subventionen,
je größer der Bau, desto mehr wird sich´s lohnen.
Eine große Heizung, der Hausmeisterposten,
verursachen eine Menge an Kosten!
"Das ist endlich etwas mit Qualität,
fürs Diskutieren ist es nun zu spät.
Gestern noch war üblich: Wohnen unter dem D a c h,
aber heute sind wir modern, da bleibt alles f l a c h.
So baut man jetzt schließlich überall,
darum ist das auch hier der Fall."
Doch uns Nachbarn mag das gar nicht gefallen,
die Meinungen aufeinanderprallen,
denn wir halten fest, an den Formen, den alten,
unser fränkisches Quartier wollen wir erhalten.
Aufgeregt rufen wir: "Das ist doch viel zu groß!"
Doch die andern verwundert`s: "Was haben die bloß?"
"Ihr braucht gar nicht so zu gucken,
die Kröte müsst ihr wohl schlucken."(Originalton)
Man überlegt hin und her,
doch aller Anfang ist schwer.
Was sollten wir nur machen?
Es ist uns überhaupt nicht zum Lachen.
Wir diskutieren, müssen vieles vertiefen,
drücken uns aus in zahlreichen Briefen,
studieren Pläne, Gesetze, Vorschriften genau,
machen uns kundig und machen uns schlau.
Es dauert, bis man 300 Unterschriften hat,
beim Infoabend bekommt sie die Stadt.
Zum Glück werden wir von vielen unterstützt
es stellt sich die Frage, ob das alles nützt?

Wir alle wissen es nicht
und das ist auch nur ein kleines, unbedeutendes Gedicht.

KIM


Einwand gegen die geplante Bebauung durch Wohnanlage am Samuel-von-Brukenthal-Platz

                                                                             vorgebracht auf der Infoveranstaltung am 25. 7. 2017

Als wir 1983 unser Reihenhaus im Königshain I erworben haben, galten hinsichtlich der Bauausführung (Höhe, Dachform und -neigung ----> fränkischer Stil, Dachgauben, Fenster mit Fensterkreuz und Fensterläden) strenge Vorschriften ohne Ausnahmen vom Bebauungsplan. Der damalige Architekt Fiedler hielt sich strikt daran.
Auch die anderen Einfamilienhäuser im Umkreis mussten nach strengen Vorschriften gebaut werden, um einen "dörflich-fränkischen Charakter" des Baugebietes Königshain zu wahren. Dazu gehörten auch ein "Dorfplatz mit Brunnen" (Samuel-von-Brukenthal-Platz), Grünflächen, Spielplatz, Fußwege und Bäume und Büsche.
Dies alles wurde bis zum heutigen Tag im Großen und Ganzen auch eingehalten. Selbst das Mehrfamilienhaus mit 12 Eigentumswohnungen am Samuel-von-Brukenthal-Platz fügt sich wenigstens hinsichtlich der Dachform und der Größe gerade noch in die Vorgaben ein, obwohl es auch damals schon Einwände dagegen gab.
Auch beim Bau des sog. "Aussiedlerheims für Russlanddeutsche" der kath. Kirche (auch eine Art sozialer Wohnungsbau; wir haben also schon an dieser Stelle etwas Derartiges stehen: Nur so nebenbei erwähnt) wurde, was Größe, Aussehen und Dachform anbelangt, darauf Rücksicht genommen. Ursprünglich hatten die Fenster auch Fensterläden!!!
Dieses gelungene Ensemble soll nun durch den geplanten Bau, was Größe, Aussehen und Dachform anbelangt, auf das Gröbste zerstört werden.
Es kann daher nicht behauptet werden, dass sich der Bau in Größe und Form in die Umgebung einfügt. Das zeigt allein schon die Tatsache, dass gleich 2 gravierende Ausnahmen vom bestehenden Bebauungsplan nötig wären.
1. Änderungen in der Art der baulichen Nutzung: Vorgesehen waren ursprünglich eine Kirche, ein Kindergarten, ein Gemeindehaus, also ein Gemeindezentrum, was ebenfalls dem oben erwähnten Dorfcharakter entsprochen hätte.
2. Befreiung von der Dachform: Es wäre das einzige Gebäude dieser Art im Königshain!!

Hätten frühere Verantwortliche für die Stadt ähnlich "großzügig" gehandelt, könnte sich Dinkelsbühl heute sicher nicht mit dem Prädikat "Schönste Altstadt Deutschlands" schmücken.

Fazit:
Das geplante Gebäude fügt sich, was das "Maß der baulichen Nutzung" anbelangt nicht in die Umgebung ein.
Es verstößt daher gegen "nachbarschützende Vorschriften"!
So ein Gebäude passt in der Größe, wenn überhaupt, eher in ein Neubaugebiet, wo unterschiedliche Bauweisen von vorne herein erlaubt sind und wo es nicht von mindestens 3 Seiten von anderen Häusern umgeben ist.

Isolde und Georg Knipfer



Initiative: "Stoppt den Monsterbau!" (Aufruf zur Unterschriftensammlung)

Bezugnahme: Zeitungsartikel vom 7. 6. und 8. 7. 2017


Vorhaben: Auf der Wiese neben dem Samuel-von-Brukenthal-Platz soll
ein riesiger Wohnblock für den sozialen Wohnungsbau errichtet werden.
Größe der Anlage: ca. 34 m lang, 22 m breit und bis zu 12 m hoch (26 Wohnungen).
Da hierfür die Wiese, welche sich jetzt noch im Besitz der kath. Kirche befindet, zu klein ist, möchte die Stadt noch 93 qm aus ihrem Besitz verkaufen.
Folge: Teile des so genannten Schulweges fallen weg, Zufahrt erfolgt über den Samuel-von-Brukenthal-Platz, Parksituation spitzt sich zu.
Investor: "Mendelssohn-Stiftung".
Frage: Wenn der Bedarf so groß ist, warum wurde in den bisherigen
6 Baugebieten, welche in den letzten 20 Jahren erschlossen wurden, nichts oder zu wenig für den sozialen Wohnungsbau getan?
Wir, die Anwohner Edenkobener Str., Blaumeisen- und Reiherweg, lehnen einen derart riesigen Komplex ab, halb so groß wäre für den Platz angemessen!!

Isolde und Georg Knipfer



Flyer von Gerlinde und Rudi Rattelmüller

                                                                                                                                                                          Dinkelsbühl, August 2017

Aufruf gegen den Monsterbau am Samuel von Bruckenthalplatz

!!! Es ist kurz vor 12 !!!
In der ersten Stadtratssitzung im September will der Stadtrat den geänderten Bauplan besprechen, nach einer 4 wöchigen Frist dann verabschieden und bereits im Frühjahr sollen die ersten Bagger anrollen.
Jetzt hilft nur, dass alle Anwohner/Anrainer auch umliegende Anwohner zusammen halten und die Größe dieses Baus verhindern (Ein kleineres, angepasstes Gebäude ist für alle keine Frage).
Nähere Informationen zum Stand der Dinge immer donnerstags um 19:00 Uhr im Nebenzimmer des Gasthofs „Goldener Hirsch“ in Dinkelsbühl.
Es gibt viele Bürger, auch aus der Stadt, die zu unserem Thema sehr wenig wissen und zum Teil auch falsch informiert sind.

Bitte kommt zu diesem Treffen, bringt Eure Vorschläge und Einwände mit ein.

                                                                                                                                                

Mail von Herrn Wüstner

Hallo zusammen,

hier noch ein paar Infos zum Bau.
Dieser 3-Achs-Kipper (s. unten) hat ein Ladevolumen von 8 Kubikmeter. Und das ist kein kleiner LKW, sondern wahrscheinlich der Größte, den man auf "unserer" Baustelle einsetzen könnte. Die Baugrube hat ein Volumen von 26x36x4 Kubikmetern Volumen. Das sind 3744 Kubikmeter. Da man den Baugrubenaushub am Brukenthalplatz nicht zwischenlagern kann, muss man den Aushub ja wegfahren. Das sind dann mindestens 3744/8 = 468 Anfahrten, 468 Wartezeiten mit laufendem Motor und 468 Abfahrten durch das Wohngebiet mit Schulkindern und Bäckerei. Ein mobiler Kran für die Betonfertigteile braucht eine Aufstellungsfläche von ca. 9m x 9m. Die Betonfertigteile müssen mit einem Tieflader angeliefert werden. Wie kommt der um die Kurven im Wohngebiet?
Die Baugrube wird voraussichtlich die Gebäudefläche um jeweils 3m auf jeder Seite überragen. D.h. die Baugrube hat dann eine Fläche von 26m x36m. (Die Studenten der Bauakademie Feuchtwangen kommen sicher vorbei und schauen bei dieser Präzisionsarbeit zu.) Wie groß ist eigentlich der ursprüngliche Baukörper von unserem Hallenbad? So ungefähr 26x36m ? Könnte hinkommen. Nur niedriger!
Der Mehraufwand für diese zu große Baumaßnahme für einen zu kleinen Platz in einem belebten Wohngebiet macht für einen Investor normalerweise keinen Sinn.
Der Investor denkt aber derzeit ja nur an den Hausmeister.....

Beste Grüße Erich Wüstner, Diplomingenieur, Fachkraft für Arbeitssicherheit


  


Ergänzend dazu schrieb Herr Wüstner am 30. 7. 2017

Hier noch ein paar Gesetzestexte und Anmerkungen, die es u.a. zu beachten gilt.
Wenn ich für die Arbeitssicherheit auf dieser zukünftigen Baustelle zuständig wäre, hätte ich schlaflose Nächte...

1. Baugesetzbuch https://dejure.org/gesetze/BauGB/34.html
§ 34
Zulässigkeit von Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile
(1) 1Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. 2Die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden.

2. Arbeitssicherheit https://www.vbg.de/apl/arbhilf/unterw/60_bug.htm
siehe auch Anhang "Böschungswinkel"
Bei der Einrichtung einer Baustelle sind viele Punkte zu berücksichtigen:
• Wurden die Standorte für Lagerflächen u. a. für Baumaterial oder Stellflächen (z. B. für Gerüste, Krane, etc.) festgelegt?
• Wurden Sozialeinrichtungen, wie Pausen- und Sanitärräume, ausgelegt auf die Baustellenbelegung geplant?
• Wird die Verkehrssicherung gewährleistet?

• Unverbaute Gräben über 1,75 m Tiefe müssen vom Fußpunkt der Sohle aus abgeböscht werden. Beidseitig ist ein unbelasteter Schutzstreifen von mehr als 0,60 m freizuhalten. Der Böschungswinkel richtet sich nach der vorhandenen Bodenbeschaffenheit. Folgende Böschungswinkel sind bei der entsprechenden Beschaffenheit mindestens einzuhalten:

o nicht bindige oder weiche bindige Böden: 45°
o steife oder halbfeste bindige Böden: 60°
Die 3-4 Meter tiefe Baugrube (Tiefgarage) Baustelle Brucktal-Platz würde wegen der vorgeschriebenen Böschung fast den gesamten Platz einnehmen. Diese Baugrube sollte auf dem Bauplan mit eingezeichnet werden, um sich einen Überblick zu verschaffen.

• Die Baustelle Bruckental-Platz verfügt aus diesen Gründen nicht über den Platz für eine Baustelleneinrichtung (siehe oben), noch über den Platz einen Baukran (Betonarbeiten) und einen Autokran (Fertigelemente) aufzustellen.
• Die Baugrube wird im Umfang, d.h. auf jeder Seite, mehr als 5m größer als der geplante Baukörper. Das heißt, dass der gesamte Bruckental-Platz gesperrt werden müsste um in dieses kleine Grundstück ein 4-stöckiges Projekt in dieser Größenordung einzubauen. Die schweren Baufahrzeuge (es müssen mehr als 4000 Kubikmeter Erdreich abgefahren werden ) werden über mehrere Tage das gesamte Wohngebiet verkehrstechisch stark beeinträchtigen und gefährden.
• Um gefährliche Situationen mit den Bauarbeiten zu vermeiden müssen die Fußgängerströme (mehr als 120 Schulkinder) weiträumig und wochenlang über schmale Gehwege umgeleitet werden.
• Die Feuerwehrzufahrt für mindesten 3 Reihenhäuser (Siegel, Beck, Wachter) wird nicht mehr gewährleistet sein.
• Die sicherheitstechnische Beurteilung, die sog. Gefährdungsbeurteilung, für dieses Bauvorhaben ist keine Kleinigkeit und muss unbeding vor der Genehmigung des Bauvorhabens vorliegen.

• Beste Grüße

• Erich Wüstner, Dipl.-Ing. (FH)
• Fachkraft für Arbeitssicherheit

Interessant ist auch ein Artikel im "Funkfeuer"

Gaisfeld: Das neue Baugebiet im Widerstreit der Meinungen
Zwei Autoren begründen ihre gegensätzlichen Ansichten
Pro Baugebiet Gaisfeld
Das neu entstehende und – zugegebenermaßen – gewöhnungsbedürftige Baugebiet Gaisfeld I wird trotz der heftigen und in Ansätzen auch polemischen Kritik („Gruselfeld“) seitens der Dinkelsbühler Öffentlichkeit sehr gut angenommen. Es füllt sich deutlich schneller als der vorher ausgewiesene „Kreuzespan“, obwohl die Grundstückspreise z.T. deutlich höher sind.
Wie ist das zu erklären?
Erstmals seit Jahrzehnten hat der Stadtrat beim Gaisfeld darauf verzichtet, enge Vorschriften in den Bebauungsplan aufzunehmen. Abgesehen von Baulinien und Geschosszahlen, die im Zweifelsfall ebenfalls flexibel gehandhabt werden können, sind dem Bauherren bzw. Architekten kaum Grenzen für die Verwirklichung ihrer freilich manchmal extremen Vorstellungen gesetzt.
Was ist der Grund dafür?
Seit Jahrhunderten war in Dinkelsbühl das oberste Prinzip der Bebauung eine möglichst große Einheitlichkeit. Das hatte einerseits wohl gewisse ideologische Gründe (vor Gott sind alle gleich), andererseits aber auch praktische (bei begrenztem Raum musste man die Grundstücksgröße normieren). Bald zeigten sich allerdings Bedürfnisse, die die engen Regeln sprengten. Öffentliche und private Gebäude überschritten den Standard deutlich (Altes Rathaus, Deutsches Haus). Einen Kompromiss bildeten Doppelhäuser (Deutsches Haus).
Mit dem Aufkommen des neuen Baustils im Barock war es mit der Einheitlichkeit der mittelalterlichen Bauweise vorbei. Wer es sich leisten konnte, baute im neuen Stil (Deutschordensschloss, Haus zum Adler). Über Jahrhunderte hinweg tat sich nun allerdings innerhalb des Mauerrings wenig, abgesehen von gewerblichen Zweckbauten (Brauhaus, Pinselfabrik). Repräsentative Privatbauten im Jugend- und Gründerzeitstil entstanden in der Bechhofener Straße und in der Luitpoldstraße.
Der Zustrom der Vertriebenen und ihre finanzielle Situation erzwangen neue Baugebiete in Einfachbauweise, die später von den – aus München kommenden – Planern der neuen Baugebiete Königshain III und IV als typisch fränkisch angesehen wurde. Dieser Stil wurde von nun an für sämtliche weiterhin entstandenen Baugebiete (Schelbuck, Grillenbuck, Kreuzespan) als Muster gewählt. Alles, was zwischen 1960 und 1988 entstanden war (Südhang, Blumenweg, Königshain I und II wurde dagegen verworfen.
Nach Jahrzehnten der strengen Reglementierung muss es den Bauwilligen geradezu als Erlösung erschienen sein, nunmehr im Gaisfeld nahezu schrankenlos planen und bauen zu können.
Einmal im Leben
Wohl ausnahmslos jeder Bauherr macht nach Bezug seines neu gebauten Hauses die Feststellung, dass er diesen oder jenen irreparablen Fehler gemacht hat. Das ist wohl unvermeidlich, aber er kann nur sich selbst die Schuld daran geben und muss es zähneknirschend hinnehmen. Bitter wird es für ihn allerdings, wenn die Planungsfehler auf für ihn ohnehin schon schwer verständliche Vorschriften zurückzuführen sind.
Eine Familie baut in der Regel einmal im Leben. Dann soll sie auch so bauen können, wie sie es will. Und wenn es dem einen oder anderen nicht gefällt, dann warten wir in aller Gelassenheit das Urteil der Geschichte ab.
Thomas Sandfuchs

Contra Baugebiet Gaisfeld
Die Autorin, eine geborene Dinkelsbühlerin, ist Architektin. Um ihre Ansichten über Gaisfeld 1 zu verdeutlichen, geht sie wiederholt vergleichend auf das städtebaulich gelungene Konzept der Siedlung Königshain und gelegentlich auf die Dinkelsbühler Altstadt ein.
Unter dem Blickwinkel bestimmter Qualitätsmerkmale, die ich 2006 in einem Vortrag in Dinkelsbühl erläutert habe (s. Funkfeuer Nr. 61), möchte ich im folgenden das Neubaugebiet Gaisfeld 1 betrachten, das jetzt zu einem guten Teil bebaut ist.
Der architektonische Raum aus dem Blickwinkel des Menschen – der Mensch als Maßstab im Städtebau
Wenn man die Grundrisse der beiden Siedlungen Königshain und Gaisfeld vergleicht, fällt sofort ins Auge, dass letztere zum Vorteil des Autoverkehrs und zur Maximierung der Grundstücksgrößen ausgelegt wurde: Auf der Südseite gibt es vier identische Stichstraßen mit Wendezirkeln, auf der Nordseite eine Straßenführung mit scharfer 90-Grad-Kurve; keine Wege für Fahrradfahrer, keine Wege für Fußgänger.
Im Königshain hingegen kann man schon an der Straßenführung und -ausbildung eine feine Differenzierung bemerken: Es ist eine Hierarchie der Wege zu erkennen, man findet – wie im Gaisfeld auch – pragmatisch geteerte Straßen, man findet aber auch gepflasterte Zonen, die den Autofahrer zum Langsamfahren anhalten, man findet eine Durchmischung von Fußgängerwegen und Fahrradwegen bis hin zu kleinen Trampelpfaden, die aus der Siedlung in die Landschaft führen. Auf Bordsteine wurde verzichtet. Man signalisiert so dem Autofahrer, dass er keinen Besitzanspruch auf die Fahrbahnfläche hat – er muss Rücksicht nehmen.
Durch die Straßenführung wird der Blick im Königshain immer wieder gefangen, staffelt sich in der Tiefe und macht neugierig auf das, was sich hinter der nächsten Biegung befindet.
Im Gaisfeld dagegen endet jeder Blick entlang einer Straße frontal auf einem Haus. Gerade im Süden hätte es schöne Möglichkeiten gegeben, hier die Sichtrichtung in die offene Landschaft zu lenken.
Es gibt keine Hierarchie in der Wegeführung. Es fehlt jegliche Feingliedrigkeit und individuelle Gestaltung, die dem Straßenraum Charakter hätte verleihen können.
Proportion, Maßstab und Bauvolumen
Die Diskussionen, die in den letzten Jahren über das neue Siedlungsgebiet geführt wurden, machten die Hauptkritik vor allem an der Tatsache fest, dass es für diese neue Siedlung keinen Bebauungsplan gibt, der eine einheitliche Dachform vorschreibt. Doch geht meiner Meinung nach die Fokussierung auf die Dachform total an der Sache vorbei. Die Problematik der Gaisfeldsiedlung ist nicht nur, dass ein Flachdach neben einem Pultdach und dieses wieder neben einem Haus im Toskana-Stil steht. Sehen wir uns im Vergleich nur einmal die Häuserreihe in der Altstadt auf der Segringer Strasse an: Kein Haus gleicht hier dem anderen in der Ausformung. Die Häuser gleichen sich aber im Volumen, in den Proportionen und im Maßstab. Um diese Harmonie zu erreichen, genügt es jedoch nicht, lediglich die Abstandsflächen und die maximalen Traufhöhen festzulegen, ansonsten die Wahl der Bauform dem Bauherrn zu überlassen, wie im Gaisfeld geschehen.
Woran soll sich ein Architekt oder ein Bauherr – der durchaus guten Willens sein kann, sich in sein Umfeld einzugliedern – orientieren? In diesem Falle bedarf es eines Stadtbaumeisters, der sich nicht davor scheut, Verantwortung zu übernehmen, einer lenkenden Hand, welche die vielen Einzelinteressen aufeinander abstimmt, so dass ein harmonisches Ganzes entsteht. Nur auf diese Weise kann eine Siedlung einen eigenen Charakter entwickeln, der den Gemeinschaftssinn der Bewohner stärkt.
Details, Farbe und Materialempfinden
Warum ist eine gewisse Führung bei der Gestaltung einer Siedlung wichtig? Hier ein Vergleich: Ein Chor besteht aus vielen verschiedenen Individuen, die sich durch ihre Tonlagen unterscheiden. Geführt wird der Chor vom Dirigenten. Er gibt den Takt an – die Grundstruktur. – Der Stadtbaumeister kann eine Farb- und Materialpalette vorgeben, die einen Rahmen für die architektonischen Entwürfe bildet. – Der Chorleiter gibt die Einsätze und mischt die verschiedenen Tonlagen. Ein Chor aus lauter identischen Stimmen wäre unvorstellbar langweilig. Gerade die Verschiedenheit der Klänge macht es möglich, dass Harmonie entsteht. – Der Stadtbaumeister muss die Komposition des Ganzen übernehmen. Dies kann von den einzelnen Bauherren nicht geleistet werden. Der eine oder andere architektonisch schwache Entwurf – der eine oder andere schiefe Ton – kann durch den starken Charakter des Ganzen verkraftet werden.
Ausblick
Beim Städtebau – und der ist der erste Schritt zur Gestaltung einer Siedlung – geht es nicht darum, diktatorisch den Menschen Vorschriften zu machen, es geht vielmehr um ein sensibles Abwägen der Interessen des Einzelnen gegenüber der Gemeinschaft. So kann es auch Raum für moderne Architektur geben. Es kommt auf die Komposition an. Ich bin keine Verfechterin „neufränkischer Hausgestaltungskonventionen“.
Von einer funktionierenden Gemeinschaft profitieren am Ende alle. Dieses Bewusstsein muss bei allen Parteien gestärkt werden, so dass bei der Erweiterung der Siedlung mit dem Gaisfeld 2 die potentiellen Käufer verstehen, wie viel Lebensqualität sie durch Berücksichtigung einer Siedlungsgemeinschaft und einer Siedlung mit Charakter gewinnen.
Um so eine Siedlung zu gestalten, muss man keinen Wettbewerb ausschreiben, obwohl uns Architekten das freuen würde. Wenn dazu, wie in der Vergangenheit von Oberbürgermeister Hammer erwähnt, das Geld fehlt, dann muss man sich nur an dem Gebauten (an Altem und Neuem – an Altstadt und Königshain) orientieren. Das Rad muss keineswegs neu erfunden werden. Qualitativ guter Städtebau ist hier vor Ort zu finden und kann als Inspiration und Leitfaden für Neues dienen.
Annette Goderbauer